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Montag, 29. September 2008

PREDIGT über die 2. Seligpreisung Matth. 5,4

2.Predigt über die Seligpreisungen Matth.5,4

Liebe Gemeinde in Antalya,
in Alanya beschäftigen wir uns zur Zeit in einer Predigtreihe mit den Seligpreisungen Jesu aus der Bergpredigt. In gewisser Weise sind diese Sätze der Seligpreisungen „weise Rätselsätze“. Man versteht sie nicht auf Anhieb. Man versteht sie sogar falsch, wenn man sie nur von der Oberfläche her, vom reinen Wortlaut her versteht. Man muss durch sie hindurch schauen wie durch ein Fenster, dann tut sich durch sie eine neue Welt auf. Als könnten wir gewissermaßen in den Himmel schauen.
Jesus ist – um diese Sätze zu predigen – auf einen Berg gestiegen. Symbolisch hat er sich so in die Nähe Gottes gesetzt. Und eben dahin wollen seine Sätze auch die Hörer aller Zeiten führen. In diesem Zusammenhang fällt die heutige 2. Seligpreisung besonders auf:
Selig sind, die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.
Wie bitte?! „Leid tragen“ soll in die Nähe Gottes führen? Sind die Christen denn Masochisten? Jahrhundertelang hat man mit diesem Satz Menschen zu disziplinieren versucht und zur Geduld gemahnt. Du musst das eben tragen. Das ist dir von Gott geschickt. Es ist dein Geschick. Du musst in deiner Ehe aushalten, auch wenn sie schon lange kaputt ist und sie eine Qual für dich ist. Du musst deine Krankheit annehmen. Du musst in deiner Stellung ausharren auch wenn es dich körperlich oder seelisch zerreibt. Nur wenn du erträgst, wirst du selig. Es wird dir im positiven Sinne vergolten werden, später nach dem Tod. Getröstet wirst du später.
Manchmal kann es richtig sein, etwas auszuhalten, etwas durchzustehen, ohne sofort den leichteren Weg der Flucht oder Veränderung zu nehmen. Aber es ist auch viel Schindluder auf diesem Gebiet getrieben worden. Es gibt keine Regel. Man muss den Einzelfall sehen, um zu entscheiden, ob etwas ausgehalten werden muss oder ob es zu ändern ist.
Trotzdem – noch einmal: „Leid tragen“ soll etwas Gutes sein? Was könnte das sein?
Wenn jemand gestorben ist, sprechen wir von den Angehörigen als den Leidtragenden. Wir meinen damit die Trauernden. So lässt sich dann unser Satz auch übersetzen: Selig die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden. Das führt weiter.
In der Regel wollen wir Trauer vermeiden. Sie tut der Seele weh. Sie schmerzt – und das sucht niemand, solange er seelisch gesund ist.
Jeder Pastor hat Folgendes in seiner Praxis sicher schon erlebt: Oft sagen Angehörige vor einer Trauerfeier:“Machen Sie`s kurz, Herr Pastor“. Da steht keine Beziehungsschwierigkeit zum Verstorbenen dahinter. Die Angehörigen haben zumeist nur Angst vor der Trauer. Diese wollen sie vermeiden. 10 Minuten kann man die Tränen vielleicht zurückhalten,- aber dann soll Schuss sein.
Jesus zeigt in unserem Satz in der Bergpredigt keine Angst vor der Trauer. Ganz im Gegenteil: er scheint in ihr eine lösende Kraft zu sehen.
Dass Trauer befreit, dass Tränen etwas lösen, das kennen wir sehr wohl auch. Viele Menschen sagen sogar – und sie meinen das durchaus bedauernd: Ich kann nicht weinen. Sie spüren dann den Schmerz oder die Traurigkeit wie einen Stein in der Brust. Als wäre ihr Herz eng und schwer geworden. Nicht gelöste Trauer belastet. Tränen wären geradezu wie eine Gnade, ein Geschenk des Himmels. Sie wären wie der Regen, den wir doch so sehr alle brauchen und im Herbst nach der Sommerglut sogar ersehnen und erwarten.
Trotzdem: Leicht ist es mit der Trauer eben nicht. Manche tun sich sehr sehr schwer mit der Trauer. Sie können den Stein in der Brust nicht loslassen. Sie halten ihn sogar lieber fest, auch wenn er schwer lastet. Darin liegt eine große Gefahr. Diese Unfähigkeit zu trauern kann depressiv, also krank machen. Depressivität ist etwas anderes als Traurigkeit. Traurigkeit löst, gibt ab – Depressivität hält fest und macht am Ende starr, hart und leer wie tot.
Warum fällt es uns so schwer, etwas zu betrauern? Warum ist diese Unfähigkeit zu trauern da? So hat das ein großer Psychologe, Alexander Mitscherlich, genannt: Die Unfähigkeit zu trauern. Er hat das am Beispiel der Kriegs- u. Nazigeneration erforscht und durchbuchstabiert. Nachdem all die Greueltaten der Nazis bekannt wurden, haben die meisten Menschen sich nicht zu ihrer Täterschaft und Mittäterschaft oder Mitwisserschaft und Wegguckergewohnheit bekannt und die Taten etwa gar betrauert. Vielmehr haben sie sie geleugnet und bestritten, so viel sie nur konnten. Hätten sie sie aus ganzem Herzen betrauert, hätten sie sie praktisch weggeschwemmt und dadurch wirklich seelisch gelöst. Stattdessen haben sie die Greuel zu erklären versucht, sie haben sie verteidigt und gerechtfertigt und sind so an diesen Taten hängen, kleben geblieben. Das wirkt noch nach – bis in die 3.o.4. Generation hinein. Ohne echte Trauer, ohne ein aufrichtiges Bedauern und Beklagen kann man dieses Kapitel nicht beenden – und solange es nicht beendet ist, gibt es in anderer Weise auch wieder neue Täter vergleichbarer Art.
Genauso sieht es im privaten, persönlichen Leben aus: Es gibt kein Leben ohne Scherben. Wenn wir solche Scherben nicht durch Betrauern wegschwemmen, dann picksen und zerschneiden sie unsere Seele ein Leben lang.
Jesus war ein guter Psychologe. Er kannte die Seelen der Menschen gut. Deshalb sagt er in den Seligpreisungen ganz deutlich: Traurigkeit über das, was nicht zu vermeiden ist, über einen Verlust oder ein großes Unglück, aber auch über eine große Schuld, soll man nicht wegbügeln. Man muss die Trauer durchstehen, durchwandern, lebendig mit ihr umgehen, sich wirklich Zeit nehmen zum trauern und sich Zeit damit lassen. Dann wird die Trauer selbst schon zum Trost.
Man spricht heute gerne von Trauerarbeit. Eine solche Arbeit ist wirklich schwer, aber sie lohnt sich. Der Satz „die Zeit heilt alle Wunden“ ist falsch. Die Zeit heilt gar nichts. Sie lässt nur vergessen, aber deshalb ist das Böse oder das Schlimme nicht weg. Es macht die Seele in der Tiefe dumpf. Nur wenn man die Zeit nutzt, um Trauerarbeit zu leisten, heilt sie.
Nun fehlt aber noch das Entscheidenste!
Das Ziel unserer Bemühung ist nicht die Trauer. Die Trauer ist nur ein Durchgang wie ein Tor – auch wenn dieses in der Regel ein enges und schmerzhaftes Tor ist. Geht man aber hindurch, kommt man in ein weites und klares Land: das ist der Trost. Um ihn geht es. Das ist das Ziel. Er stellt sich ein – wie von selbst, wenn man nur die Trauer einen Moment lang aushält.
Selige Menschen sind also getröstete Menschen, die durch das Land der Trauer gegangen sind. Das ist der Weg.
Jesus will uns Mut machen, dass wir uns so unserer Seele stellen; dass wir sie durchwandern, um am Ende als Getröstete recht weiterleben zu können. Dann leben wir „auf dem Berg“, in der Nähe Gottes, wohin Jesus uns führen will.
AMEN

Dienstag, 16. September 2008

HERZLICH WILLKOMMEN

Herzlich willkommen auf der Seite der CHRISTLICHEN GEMEINDE deutscher Sprache in ALANYA (CGA).

Sie finden hier NACHRICHTEN, BILDER und Predigten aus unserer Gemeinde.

Ihre Meinungen und Ihre Anfragen interessieren uns.

Schreiben Sie uns bitte unter "Kommentar" oder als E-Mail.

Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Rainer Wutzkowsky

Meditation über das ALTARKREUZ der CHRISTLICHEN GEMEINDE ALANYA (CGA)

In allen Kirchen hängen oder stehen Kreuze. Sie erinnern an das Leiden und Sterben JESU CHRISTI.
Eine Ausnahme,- sagen wir. Gott sei Dank müssen wir so nicht leiden!
Zerrissenheit in alle Richtungen allerdings kennen wir aber doch:
nach oben, wohin uns die Ideale ziehen,
nach unten, woran uns die Erde und alles Materielle und Triebhafte bindet,
nach rechts, wohin uns unsere Aktivitäten und Taten treiben,
nach links, wo uns unsere Träume festhalten und unbewußt festlegen.
So zerrissen, kreuzhaft, sind wir Menschen.
Wenn wir nichts von diesen Gegensätzen abspalten, nichts ablehnen oder verachten, wenn wir alles in einer Person verbinden und integrieren, werden wir erst ein ganzer Mensch werden, voller Farbe und Lebendigkeit.
JESU Leben, Sterben und Auferstehen zeigt uns den Weg dahin.

Unser Kreuz ist aus Treibholz gefertigt, also aus dem Material, das uns die Natur von den Bergen herunterspült an den Strand. Eigentlich ist es ganz nutzloses Holz, nur zum Verfeuern gut.
Erst wenn man Formen und Bilder in den Holzstücken erkennt, bekommt es neuen Sinn. In andere Zusammenhänge gestellt, erhält es neue Aussagekraft.
Ähnlich ist es mit uns Menschen.
Wir treiben hin und her und fühlen uns oft nutzlos. Als wären wir nur zum Verfeuern gut.
Wenn wir neue Sichtweisen finden oder Menschenkreise, die uns zu sich einladen, bekommt unser Treibholzleben neuen Sinn.
Die Christliche Gemeinde will aus vereinzelten Menschen Freunde machen. Treibholz, das noch zu viel gut und nutze ist.
Unser Kreuz erinnert uns daran: nichts ist unnütz oder gar wertlos. Alles hängt davon ab, wo und wie ich mich einbringe und nützlich mache.
Das Kreuz JESU hilft, den Weg zu finden.

Pfarrer Rainer Wutzkowsky

PREDIGT am 14.09.08 über MATTH.5,3

Liebe Gemeinde,
nach der biblischen Tradition ist Mose auf den Berg Sinai gestiegen, um dort Gott zu begegnen. Aus dieser Begegnung bringt er die 10 Gebote oder Lebensregeln mit. Wer tut, was sie sagen und nicht tut, was sie verbieten, der führt ein Gott wohlgefälliges Leben, der lebt moralisch auf der Höhe, in Gottes Nähe, aus der ja die Gebote kommen.
Jesus steigt auch auf einen Berg. Er ist auch in Gottes Nähe. Aber nun kommen keine neuen Gebote, Forderungen, sondern einige schlichte Beschreibungen. Jesus beschreibt, wer glücklich ist – in den Augen Gottes. Wer so, wie beschrieben lebt, der schaut durch ein Fenster in den Himmel. Machen wir uns also auf den Weg!
Der 1. Satz, den wir hören, lautet so: „Glücklich sind, die im Geiste arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich“. Damit man nun nicht meint, damit wären wohl die Dummen gemeint, übersetzt Luther so: Selig sind die geistlich armen… Was ist damit gemeint?
Schauen wir zunächst aufs Gegenteil: Was ist denn „reich sein“?
Geld macht nicht glücklich, sagte neulich jemand. Aber es beruhigt doch!
Stimmt das? Könnte man nicht auch genau das Gegenteil behaupten?
Wer Geld hat, ist doch ständig von der Sorge besessen, es nicht zu verlieren, und zugleich treibt ihn die Sorge, mehr daraus zu machen. Was nicht mehr wird, ist schon ein Verlust.
Solche Sorge und Unruhe ist schon ein Hinweis, dass das Glück, das mit Reichtum zusammenhängt, sehr brüchig ist. Zwiespältig ist es auf jeden Fall.
Aber Reichtum oder Geld machen doch unabhängig und frei – wendet der Verstand ein. Ich kann mit ausreichend Mitteln tun, was ich will, kann mir erlauben, was ich haben möchte, brauche nicht in Abhängigkeiten zu leben. Ich bin dann mein eigener Herr oder meine eigene Frau.
Stimmt das wirklich?
Bin ich wirklich Besitzer meines Besitzes, kann ich frei mit ihm umgehen, oder besitzt am Ende mein Besitz mich? Dann bin ich eben doch nicht so frei, wie ich es gerne hätte. Ich muss dann für meinen Besitz da sein und er regiert eher mich als ich ihn.
Ein Beispiel für das, was ich meine: Als ich jung war, bin ich einmal mit einer kleinen Handtasche Gepäck vier Wochen durch Griechenland gereist. Das war eine meiner schönsten Reisen. Überall war ich der erste. Als erster aus dem Flughafen heraus, dann aus den Bussen. Ich musste nicht ständig aufpassen und aufs Gepäck achten und hatte nicht viel zu tragen. Ich war frei und unbeschwert – im wahrsten Sinn des Wortes – weil ich nichts oder nur das Nötigste hatte.
Wer reich ist, will mit seinem Besitz immer die Welt in den Griff seines Reichtums zwingen. Er will in die Hand nehmen und bestimmen.
In Wirklichkeit wird er aber in den Griff seiner Sorgen genommen. Er ist nicht frei, sondern besetzt.

Andrerseits ist es nun aber wirklich nicht schön, arm zu sein. Vor allem, wenn das keine freiwillige Entscheidung ist, sondern man in die Armut hinein gezwungen wird. Da dürfen wir jetzt wirklich nichts Falsches glorifizieren. Auch als ich mit wenig Gepäck gereist bin, hatte ich ja noch meine Geldbörse für das Nötige. Arm sein ist kein Wert an sich.
Aber es kommt darauf an, zu lernen, was man daraus macht oder wie man damit umgeht. Auch wer arm ist, hat doch immer noch seine Würde. Die kann ihm niemand nehmen. Und wer reich ist, hat deshalb allein noch lange keine Würde. Er muss sie erst aus anderen Quellen gewinnen.
Wir merken: Jesus spricht in der 1. Seligpreisung von einem inneren menschlichen Wesenszug, der ganz unabhängig von irgendwelchen Äußerlichkeiten ist. Wer an Äußerlichkeiten sein Herz hängt und von daher sein Leben aufbaut, der ist verloren. Das beruhigt ihn nicht wirklich. Die Motten zerfressen die Schätze der Welt. So wird man nicht glücklich.
Was ist das denn nun für ein Wesen in uns, das unter allen Anhängseln liegt, von denen wir arm, frei oder ledig werden müssen, um zu ihm – dem Wesen - vorzustoßen, auch um so wirklich glücklich zu werden.
Am besten kann ich das, was ich meine, mit einem Märchen erklären. Die meisten werden es kennen,- das Märchen vom „Hans im Glück“. Als Kind habe ich immer mit dem Hans gezittert, weil es immer weniger wurde, was er hatte. Ich hielt ihn für ein wenig dumm oder naiv. Aber darum geht es ja gerade. Am Ende hat er gar nichts mehr, aber er ist frei und tanzt.
Schauen wir genauer zu:
Da hat jemand kräftig gelernt und gearbeitet. Das ist einen Klumpen Gold wert. Aber dieser Reichtum ist schwer. Er bindet. Er kommt mit dem Gold am Bein nicht so recht von der Stelle. Für den Klumpen Gold tauscht er deshalb ein Pferd ein. Das ist kräftig und schnell. Mobilität, ein tolles Auto, eine Yacht, Traumschiffreisen, Kreuzfahrten – darauf setzt er jetzt. Aber auch das wird mit der Zeit langweilig. Jetzt kommt die Kuh, das Schwein, die Gans. Etwas, was man melken kann, ein saftiger Braten, gutes Essen, ein weiches Bett mit Gänsedaunen,- Luxus, Genuss, Vergnügen, der Bauch also. Das Leben ist so kurz. Es also in vollen Zügen genießen – das ist die Devise jetzt.
Dann aber kommt sehr bald schon wieder der Überdruss, die Langeweile. Da muss wieder Arbeit, die Anstrengung, eine Aufgabe her: ein Schleifstein. Damit bekommt man u.a. scharf geschliffene Waffen des Geistes und Verstandes. Man hat etwas zu tun. Kann alles zurecht schleifen oder sich verständlich zurechtlegen
Aber am Ende geht alles baden. Der Schleifstein fällt ins Wasser. Und das Wasser ist ein Symbol für die Tiefe der Seele, für das Unbewußte.
Jetzt erst ist der Hans frei – und tanzt. Als hätte er erst nach langem Leben das Wesentliche erkannt:
Nämlich:Die Arbeit hats nicht gebracht; der Reichtum nicht, die Reisen nicht, der Genuss, das Vergnügen nicht, das Essen und Schlemmen nicht, die Verstandeskultur, das Begreifen und Durchschauen nicht. Ja,- was bringt`s denn nun?
Die „Armut“ würde ich sagen. Das Lossein aller Last.
Du musst nichts aufweisen. Nichts von dem, was du hast oder was du erreichst, macht dich als Mensch aus.
Glücklich ist, wer einfach nur da ist. Wer ohne Berechnung, ohne Absicht jeden Augenblick im Augenblick genießt. Wer dankbar ist für das, was ist und was ihm Moment für Moment zu fällt – wie der Atemzug, wie das Leben. Das genügt. Das ist wahres Glück. Ich kann und darf alles besitzen und genießen,- aber nichts besitzt mich. Dann ist alles gut!
Jesus sagt sogar: Bei denen es so steht, - bei denen ist das Himmelreich. Er verspricht keine Belohnung für eine solche Lebenshaltung, sondern diese Haltung ist schon die Belohnung. Wer so frei ist, der ist schon im Himmelreich. In solch einem Menschen geht der Himmel auf. In ihm ist Himmel – ein Raum von Weite und Freiheit, von Fülle und Liebe. Das ist das Entscheidende, was wachsen soll.
Zum Schluss die wichtigste Frage: Wie erreichen wir das? Wie bekommen wir`s?
Nun, wir müssen nichts dazu bekommen. Wir müssen nicht noch etwas erreichen. Wir haben schon, was wir dazu brauchen. Wir müssen es nur zulassen. Wir sind ja von Natur aus bereits so arm und frei. Wir machen uns nur gerne reich und dick – letztlich aus Angst und aus einem Streben und Leisten, das aus solcher Angst kommt.
Aber am Ende können wir so wie so nichts Erreichtes mitnehmen. Deshalb ist es der größte Gewinn, diese Freiheit auch vorher schon – also im Leben – zu gewinnen.
Wer das will, muss nur auf sich achten lernen, damit er nicht immer wieder in die alten Fallen seines Ehrgeizes und seiner Gier tappt. Gott hat die Gabe zum Glück in uns hinein gelegt. Wir müssen sie nur zulassen, dann wächst sie von selbst.
Wer einmal den Weg des Loslassens gefunden hat, spürt, wie befreiend das ist und wie alles Wichtige von alleine wächst.
Glücklich sind die im Geiste armen, deren Geist und deren Seele nicht besetzt ist; die möglichst alles und am Schluss sich selbst loslassen in Gott hinein,- denn ihrer ist das Himmelreich – schon jetzt.
AMEN

Mittwoch, 10. September 2008

LOGO der CHRISTLICHEN GEMEINDE deutscher Sprache in ALANYA

Einige Bemerkungen zum Logo
Unser Logo besteht aus der Bezeichnung unserer Gemeinde, wobei die Buchstaben einen Fisch formen.
Der Fisch ist ein urchristliches Symbol. Wenn man die Anfangsbuchstaben der (griechischen) Wörter für Jesus Christus, Sohn Gottes, Retter zu einem neuen Wort zusammensetzt, ergibt sich das griechische Wort "ichthys" = Fisch.
Der St. Nikolausverein - als Verein nach türkischem Recht und als Trägerverein der Gemeinde - stellt das Auge des Fisches dar - in der "türkischen" roten Farbe ebenso wie die türkische Bezeichnung der Gemeinde.
Das Wort Gemeinde verbreitert sich im Zeichenstrom. Das ist ein gutes Symbol auf ein stetiges Wachstum hin. Es soll ein Wachstum auf unsere Gaststadt "Alanya" hin sein - gemäß dem Wort der Bibel "Suchet der Stadt Bestes".
So erkennen wir im Logo unsere christliche Identität und unseren Auftrag für unsere Welt wieder.
Posted by Picasa

Montag, 8. September 2008

PREDIGT vom 7.9.08 zur Einführung in die Seligpreisungen

Liebe Gemeinde,
zweimal im Jahr wird im Gottesdienst an ein Thema erinnert, das uns alle in tiefster und ernstester Weise betrifft, an das wir aber nicht so gerne erinnert werden: an den Tod.
Das ist einmal um Ostern herum, wenn wir an Tod und Auferstehung Jesu denken – und dann zu Beginn des Herbstes, an diesem heutigen 16.Sonntag nach Trinitatis, wenn wir von Lazarus`Tod und Auferstehung hören.
Beide male geht es nicht nur um Tod, sondern zugleich um Leben, Auferstehung. Im Frühling, zu Ostern ist das selbstverständlich. Im Herbst, jetzt, ist es um so wichtiger – und es weckt unser Interesse: Was ist mit dem Leben?
Es wird auch deutlich, dass das Johannes-Evangelium den Tod und die Auferstehung des Lazarus nicht nur konkret meint, sondern dass es Tod und Auferstehung auch als Metapher versteht für alles, was im Leben tot macht und was neu leben lässt.
Der Lazarus unseres Evangeliums ist eingebunden in Binden, geradezu eingewickelt; er ist gebunden in Bindungen, verwickelt in Verwicklungen, geradezu verstrickt in ein Leben, das zum Tode führt. Als wäre er in all dem erstickt.
Jesus sagt dann auch: nehmt ihm die Binden ab! Als würde er sagen: Lasst ihn erst einmal atmen. Wenn Luft, Atem, Odem in sein Leben kommt, wird er auch wieder leben können.
Damit sind wir beim Thema.
Ich habe mir vorgenommen, Ihnen in den nächsten Wochen, in den Predigten der kommenden Sonntage, einen „Weg zum Leben“ zu zeigen. Das mag ein großes Wort sein – aber es soll sich doch auch „lohnen“, treu in den Gottesdienst zu kommen.
Mit Leben ist nun natürlich ein qualititatives Leben gemeint und nicht etwa nur so ein Dahinleben auf Sparflamme. Ich könnte auch sagen: es soll um ein glückliches Leben gehen.
Viele werden sagen: Ja, genau deshalb bin ich ja hier an der türkischen Riviera. Hier ist es warm und die Sonne scheint. Das Essen schmeckt gut und die Menschen sind freundlich. Hier bin ich weniger einsam als zuhause, weil man leichter in Kontakt kommt, leichter und unkomplizierter miteinander spricht.
Aber das ist ja nur die eine Seite.
Die Sonne kann leicht auch zu warm werden,- und dann stöhnen wir unter der Hitze. Das Essen ist auch nicht alles, und es ruiniert die Figur. Und die freundlichen Menschen können mich auch ganz schön enttäuschen. Viele Gespräche sind oft eigentlich nur Klatsch und Tratsch.
Also: uns kann es hier im Gottesdienst nur um ein glücklicheres Leben auf einer tieferen Ebene gehen. Was macht mich wirklich glücklich, so dass ich mich zugleich gefestigt und lebendig empfinde?

Die alten griechischen Philosophen kannten drei Begriffe für unser deutsches Wort“Glück“ : zuerst „eudaimonia“. „Eu“ heißt „gut“ und der Daimon, Dämon, ist so etwas wie ein Seelenführer. Also ein guter Seelenführer. Glücklich ist also, wer mit seinem inneren Schatz, seinem seelischen Potential in guter Verbindung steht. Glücklich ist, wer diesen Schatz in sich entdeckt und findet und ihn entwickelt, so dass das göttliche Element in uns nicht nur verkrüppelt oder verdrängt da ist, sondern sich zur vollen seelischen Kraft entfaltet.
Dann gibt es 2. die „Eutyche“. Tyche ist der Zufall. Also der gute, glückliche Zufall. Gemeint ist dasselbe als wenn wir sagen: da habe ich aber Glück gehabt. Das ist ja noch einmal gut gegangen. Glücklich wären demnach die Sonntagskinder, bei denen alles wie im Schlaf geht.
Und dann gibt es noch den 3. Begriff „makarios“ oder „Glückselig“.
Die Griechen meinten, makarios wären nur die Götter, weil sie frei von Arbeit und Mühsal sind, weil sie ein unsterbliches Leben haben und alterslos sind und weil sie von niemandem bestimmt werden, weil sie also frei sind und ganz sie selber sein können.
Aber eben: eine solche Glückseligkeit gibt es nur im Himmel und nicht auf der Erde.

Nun gibt es aber einen sehr bekannten Bibeltext, in dem Jesus eben dieses Wort „makarios“ ausdrücklich den Menschen zuspricht. Seiner Meinung nach können also auch die Menschen „makarios“ sein, dann nämlich, wenn sie das Wort Gottes hören und tun. Damit meint er nun nicht irgendwelche Gebote, denen man gehorchen soll. Er meint also keine besondere Moral.
Jesus selber ist das eine Wort Gottes. Ihn also sollen wir hören – und dann wird er uns zu unserem inneren Schatz führen, aus dem heraus wir wirklich Makarios, glückselig werden können.
Jesus zeigt diesen Weg in den berühmten Worten der Seligpreisungen.
Jesus ist auf einen Berg gestiegen, also in die Nähe Gottes gerückt. Nun zieht er die Menschen zu sich auf diesen Berg und in die Nähe Gottes. Ein achtfacher Pfad führt in diese Höhe, in die Nähe Gottes. Acht Tugenden führen in diese Richtung.
Nun müssen wir uns allerdings vor einem Mißverständnis hüten: Tugend , das klingt nach Anstrengung und Moral. Geht es etwa doch um Gebote, Pflichten und Bemühungen?
Nein,- darum geht es nicht! Es geht um eine große Entdeckung: Die Kraft dieser Tugenden liegt schon in mir. Sie sind wie eine Gabe, die Gott in mich gelegt hat, und ich soll ihr nur mit meiner kleinen Kraft antworten. Vielleicht kenne ich dieses Vermögen noch gar nicht, vielleicht habe ich es noch nicht ausprobiert. Wenn ich ihm aber antworte, dann gehe ich schon den Weg, der mich in die Nähe Gottes führt.
Wenn ich den Berggipfel auf diesem achtfachen Pfad erreicht habe, dann bin ich wirklich glücklich.
Hören wir jetzt einmal in diese 8 Seligpreisungen hinein: Mt 5.

Wie? – denken wir jetzt vielleicht überrascht: da ist von „arm sein“ die Rede, von Leidtragen, von Hunger und Durst, von so schwierigen Dingen wie Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Friedfertigkeit, Sanftmut und Verfolgung.
Das soll glücklich machen?!
Das soll das Glück sein?!
Ja, eben: es ist eine Sichtweise, die wir erst lernen müssen. Unser natürliches Denken, unsere natürliche Haltung, sagt etwas anderes. Vielleicht sagt sie sogar genau das Gegenteil. Aber damit wollen wir uns ja gerade nicht mehr zufrieden geben. Geld, Macht und Ansehen, Hartherzigkeit und Friedlosigkeit, Gewalt und Egoismus machen eben nicht glücklich,- das wissen wir im Innersten schon lange. Wir spüren es. Der nachsinnende Mensch merkt das irgendwann in seinem Leben.
Wir suchen stattdessen „Fenster zum Himmel“ – und die finden wir in den 8 Seligpreisungen Jesu. Mit der 1.: „Selig sind, die geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich“ beginnen wir am nächsten Sonntag.

Zum Schluss noch einmal zurück zum Lazarus:
Seine Binden sind auch unsere Bindungen. Oft haben wir die Binden gerade vor den Augen, auch den Augen des Herzens. Wir wollen nicht recht verstehen.
Wir wollen diese Binden ablegen lernen, um das Leben zu lernen. Wir wollen das „Glück des Lebens“ neu finden.